Brutvögel der Salzwiesen
Für viele Küstenvögel bietet die Salzwiese einen wichtigen Lebensraum. In den krautigen Flächen können sich Limikolen (Wattvögel) während der Flut zurückziehen, und im Sommer geschützt brüten. Dabei haben die rund verschiedenen Brutvogelarten individuelle Vorlieben. Während z.B. der Rotschenkel sein Nest in höhere Vegetation hinein baut. Auch als Rast- und Futterplatz kann eine Salzwiese dienen. Verschiedene Gänse, wie die Ringelgans oder die Graugans, gehen an den Küsten auf Nahrungssuche. In den Prielen schwimmen zahlreiche Jungfische, auf welche die Seeschwalben und verschiedene Möwenarten Jagd machen. Auch Entenarten wie die Reiherente, die Löffelente oder die Eiderente, sowie Kiebitz, Bluthänfling und Uferschnepfe kann man in einer Salzwiese beobachten.

(Bildquelle: Wikipedia, Andreas Trepte)
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) brütet hauptsächlich in offenen, flachen Landschaften mit kurzem oder gar keinem Gras, auf Wiesen und Weiden, gerne an Gewässerrändern, auf Feuchtwiesen, Heiden und Mooren, aber auch auf Feldern und Äckern. Sie sind in Mecklenburg-Vorpommern auch Brutvögel der Salzwiesen. Ehemals war der Kiebitz in Mecklenburg-Vorpommern nahezu flächendeckend verbreitet, während bei der Kartierung 2005 bis 2009 bereits etwa ein Drittel der Landesfläche unbesiedelt war.
In Mecklenburg-Vorpommern brüten ca. 1.900 – 3.400 Brutpaare (Zweiter Brutvogelatlas des Landes MV 2005-2009).

(Bildquelle: Wikipedia, Andreas Trepte)
Der Rotschenkel (Tringa totanus) lebt an Küsten und im Binnenland an flachen Gewässern, wie Mooren, Tümpeln und Feuchtwiesen in fast ganz Europa. In Deutschland trifft man ihn als häufigen Brutvogel an der Küste an. Wie bei anderen Arten des Feuchtgrünlandes sind Bestandsrückgänge des Rotschenkels auf einen Verlust von geeigneten Bruthabitaten zurückzuführen. Eindeichungen, Entwässerung und Austrocknung der Salzwiesen und Niederungs-Feuchtgebiete, Grünlandumbruch und eine Intensivierung der Landwirtschaft, Grundwasserabsenkung, Torfabbau sowie ein Ausbau von Wegenetzen hat in weiten Bereichen seines Verbreitungsgebietes zu Bestandsrückgängen geführt. Hinzu kommen Verluste von Gelegen und Jungvögeln durch eine häufige und frühe Mahd und Ernte. In MV wurden zahlreiche Binnenlandbrutplätze aufgrund der Trockenlegungen bereits bis Ende der 1960er Jahre aufgegeben. Die Brutplätze konzentrierten sich Anfang der 1980er Jahre bereits auf die Küstenregion. In den letzten beiden Kartierungsperioden hat sich an dem Verbreitungsbild wenig geändert, nur dass weitere Brutplätze (etwa ein Drittel), insbesondere im Binnenland, aufgegeben worden sind.
Heute brüten in Mecklenburg-Vorpommern ca. 8 – 20 Brutpaare (Zweiter Brutvogelatlas des Landes MV 2005-2009).

(Bildquelle: Wikipedia, Andreas Trepte)
Der Austernfischer (Haematopus ostralegus) ist in MV auf die Küste beschränkt und besiedelt hier vorwiegend die Buchten und Bodden, mit Ausnahme des Kleinen Haffs. Die Wismarbucht, die Barther Boddenkette und Westrügen-Hiddensee bilden die Verbreitungsschwerpunkte in MV und haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Hier siedeln mehr als 80 Prozent des Bestandes. Der Austernfischer brütet auf Stränden, kurzrasigen Weiden, Sandhaken, Boddenufern und Spülfeldern, bevorzugt auf Inseln. Einsame Außenküsten werden selten besiedelt, gelegentlich nistet er im küstennahen Hinterland auf Äckern bzw. ausnahmsweise auf kurzgrasigen Weiden und Äckern an Fluss- und Seeufern.
In Mecklenburg-Vorpommern brüten ca. 130 – 160 Brutpaare (Zweiter Brutvogelatlas des Landes MV 2005-2009).

(Bildquelle: Wikipedia, Andreas Trepte)
Der Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) bevorzugt feinsedimentige, vegetationsarme Flachwasserzonen und Uferbereiche, wo er seiner spezialisierten Form der Nahrungssuche nachgehen kann. Die Art brütet auf kurzrasigen Salzweiden mit Prielen, Röten und flachen Tümpeln, ebenso auf Sandhaken oder Sandstränden bzw. Spülfeldern. Er findet diese Voraussetzungen vor allem in seichten Meeresbuchten, Flussmündungen, Lagunen und flachen Seen. Die Brutplätze befinden sich auf vegetationsarmen bis spärlich bewachsenen Bereichen der Uferzone oder auf Inseln, die Schutz vor landgebundenen Beutegreifern bieten. Die Brutvorkommen des Säbelschnäbler sind in MV weitestgehend auf die Küste beschränkt und hier vorzugsweise in der Barther Boddenkette (Barther Oie, Kirr), den Bodden Westrügens (Heuwiese, Liebitz, Vogelhaken Zudar, Koos) und auf Hiddensee (Neuer Bessin) , in geringerem Umfang in der Wismarbucht (Poel) sowie am Strelasund und dem Greifswalder Bodden (Koos, Karrendorfer Wiesen).
In Mecklenburg-Vorpommern leben ca. 110 – 290 Brutpaare (Zweiter Brutvogelatlas des Landes MV 2005-2009).

(Foto: Uwe Lerch)
In Deutschland ist die Brandgans (Tadorna tadorna) vorwiegend Brutvogel im Küstengebiet und auf den Inseln der Nordsee und der westlichen Ostsee. Als Brutvogel hält sie sich im Wesentlichen an die Meeresküste, dringt aber auf der Suche nach geeigneten Bruthöhlen auch weit landeinwärts vor. Regelmäßige Brutvorkommen im Binnenland gibt es zum Beispiel in den Rieselfeldern bei Münster, am Niederrhein sowie an der Elbe.
Auch in MV hat die Besiedlung im Binnenland, und hier insbesondere im Nordöstlichen Flachland, zugenommen. An den eigentlichen Außenküsten Mecklenburg-Vorpommerns gibt es nur spärliche Brutnachweise. Hingegen hat der Brutbestand auf dem Riether Werder/Kleines Haff deutlich zugenommen. Die Brutplätze konzentrieren sich weiterhin im Bereich der Wismarbucht, im östlichen Barther Bodden bis nach Hiddensee und Westrügen sowie im südlichen Greifswalder Bodden.
In Mecklenburg-Vorpommern leben ca. 380 – 650 Brutpaare (Zweiter Brutvogelatlas des Landes MV 2005-2009).